Anleihemärkte: Der Euro feiert neue Nachfrage-Rekorde!
In der vergangenen Woche gab es an den Euro-Anleihemärkten neue Rekordmarken. Am auffälligsten, hierzulande dennoch wenig beachtet, war das Rekord-Ordervolumen für eine neue Euro-Anleihe aus Spanien mit 10-jähriger Laufzeit und einem Zinskupon von 3,25 %: die Neuemission erreichte bei einem Volumen von 15 Milliarden Euro ein nachgefragtes Zeichnungsvolumen von sage und schreibe 138 Milliarden Euro!
Auch Italien feierte einen gelungenen Einstand mit seinen ersten Bondemissionen des Jahres 2024. So stieß eine 7-jährige Anleihe mit einem Volumen von 10 Mrd. Euro auf eine Nachfrage von 81 Mrd. Euro und eine 30-jährige bei einem Angebot von 5 Mrd. Euro auf eine Nachfrage von 66 Mrd. Euro.
Auch andere Emittenten nutzten die gute Stimmung am Primärmarkt und begaben in der vergangene Woche laut der Börsen-Zeitung Euro-Anleihen mit einem Gesamtvolumen von mehr als 112 Mrd. Euro, wodurch zum ersten Mal ein Emissionsvolumen von 100 Mrd. Euro überschritten wurde. Auch das ist ein neuer Rekord für den Euro-Anleihemarkt.
Zurück zu Spanien, um die neue Rekord-Nachfrage über 138 Milliarden Euro einmal einzuordnen: Der Gesamtbetrag, den Spanien laut den Planungen des Finanzministriums im Jahr 2024 an den Bondmärkten finanzieren muss, wird sich voraussichtlich auf 257 Mrd. Euro belaufen. Alleine die Nachfrage nach der ersten Bond-Emission hätte den gesamten Finanzierungsbedarf Spaniens für das Jahr 2024 zu mehr als der Hälfte gedeckt. Unfassbar!
Neben dem attraktiveren Zinsniveau sowie der Perspektive auf künftig fallende Renditen, ist ein weiterer Grund für diese neuen Rekordmarken eine wachsende Nachfrage asiatischer Investoren nach Euro-Anleihen, die sich zunehmend vom US-Dollar abwenden. Nicht auszudenken, wie sich die Refinanzierungsbedingungen in der Eurozone für alle Staaten weiter verbessern würden, wenn die Kapitalmarktunion in der EU weiter vorankommen würde, über die ein unionsweiter Binnenmarkt für Kapital geschaffen werden soll.
Umso tragischer ist es, dass der aufkommende Populismus und Rechtsextremismus in der EU eine weitere internationale Stärkung des Euros verhindert. So blockiert aktuell das rechtspopulistische Regierungslager in Italien als einziges Land die Reform des ESM Rettungsfonds, einem wichtigen Baustein der Kapitalmarktunion.
Aber auch in anderen EU-Ländern verbreitet sich das Gift des Populismus bzw. Rechtsextremismus – unter anderem finanziert durch autokratische Staaten wie Russland und China, die den Aufstieg des Euros und einer starken EU bremsen möchten. Dadurch lässt sich wohl auch erklären, warum die Gründung neuer populistischer Parteien mit rechtsnationalen bzw. rechtsextremen Strömungen bei uns in Deutschland zu einem äußerst lukrativen Geschäftsmodell geworden ist.
Dass wir in Deutschland von der guten Stimmung an den Bondmärkten wegen unserer Schuldenbremse nur eingeschränkt profitieren können, ist eine andere Tragik der Geschichte. Fördern doch die Sparmaßnahmen sowie eine destruktive politische Grundstimmung populistische Strömungen in unserer Gesellschaft. Geheimtreffen rechtsextremer Kräfte zur Deportation von unliebsamen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die außerhalb der Privatwirtschaft so gut wie keine Konsequenzen haben, belegen auf besonders beängstigende Art, wie Ernst die Lage hierzulande ist.
Umso bemerkenswerter ist, dass sich der Euro trotz dieser beängstigenden gesellschaftspolitischen Strömungen bei uns und in der EU aktuell international in einer so guten Verfassung präsentiert, und er den Emittenten von Anleihen eine rekordverdächtig gute Refinanzierungsmöglichkeit bietet. Lassen wir es nicht zu, dass autokratische Staaten ihren Einfluss bei uns weiter ausbauen, um diese wunderbare Errungenschaft einer Gemeinschaftswährung, die uns in Deutschland so viel Wohlstand beschert hat, weiter zu schwächen.
Gerade bei der Europawahl 2024 ist es es daher wichtig, die demokratischen Parteien unserer Gesellschaft zu stützen. Wer diese anstehende Wahl zu einer Protestwahl verzwergt, und rechtsextremen, antidemokratischen Kräften seine Stimme gibt, richtet großen Schaden an, der unseren Wohlstand dauerhaft vernichtet.